Dienstag der 02 November 2010

Wir verlassen den Blue-Sailing-Nil-Club in Karthum und fahren  gegen 13: 00 Uhr dort ab. Ich sitze mit Tom bei Ariel, Kuba und Cezar in ihrem bequemen Weltreise-Kombi, Veronica und Andy ebenfalls in ihrem Reisebus, sowie James auf seinem Motorrad und wir drängen mit unserem Konvoi in die Straßen von Karthum. Wir müssen noch einmal in der Stadt halten, da James seine Mail von der englischen Botschaft ausdrucken muss und die Jungs aus Polen auch noch ihre Dokumente in Papierform brauchen. Wir fahren im Kreis, während Ariel und James in verschiedenen Shops unterwegs sind. Endlich haben wir es geschafft, fahren im Mittagsgedränge von Karthum aus der Stadt raus.

Tom, Jakub und ich

Trio auf der Rückbank

Ich fühle mich wohl, habe die Beine ausgestreckt, genieße die Eindrücke von der Straße und lausche der Musik aus der Anlage. Unterwegs werden wir von Polizisten zweimal angehalten, unsere Papiere niedergeschrieben und wir rasten zweimal kurz, um Aufzutanken und Einzukaufen. Ein weiteres Highlight der heutigen Etappe ist ein Südkoreaner, der nach Südafrika radelt.  Er ist seit Kairo nun vier Monate unterwegs und hat sichtlich keinen Bock auf die heiße Etappe durch den Sudan. Leider kommen auch wir selbst heute nicht weit. Als die Dämmerung einbricht, haben wir vielleicht gerade 150 Kilometer an Strecke zurückgelegt – dies von knapp 600 Kilometer, die der Weg zur Äthiopischen Grenze beträgt.

Wir sehen ein kleines Dorf weit neben der Straße, dazwischen eine große freie Stelle mit zwei Dornenbäumen und hier entscheiden wir unsere Nacht zu verbringen. Wir fragen einen Sudanesen unter dem Baum, ob wir dies dürfen und da er kein Wort versteht, mit dem Kopf freundlich nickt und wir dies als Zustimmung deuten, bauen wir unser Lager auf. Unsere Gruppe ist sogleich von einer Schar Kinder, Erwachsene und Ziegen umringt. Andy zaubert einen bunten Volleyball hervor und wir fangen an damit Fußball zu spielen. Es herrscht Begeisterung. Wir machen mit einem bunten Ball uns vor Ort vertraut, scherzen mit den Dorfbewohnern und bauen unseren Rastplatz aus. Ich mache mich nützlich, indem ich den Clown spiele. Bilde ein Publikum, scherze, singe, klatsche und balanciere meinen Hut vor den Kindern auf der Nase, ernte dafür meinen Applaus und Gelächter. Wir machen unsere Fotos und sind begeistert von der Herzlichkeit dieser Menschen. Man bietet uns Obdach in dem Dorf an und wir können das Angebot nur schwer und wortreich ablehnen. Wildes Camping im Nordsudan – wir fühlen uns hier pudelwohl.

Gastfreunde im Sudan

Gastfreunde im Nordsudan

Irgendwann sind wir alleine, es ist dunkel und wir vertreiben die Zeit noch etwas mit witzeln und ich damit, die Gruppe näher kennen zu lernen. Zum Essen gibt es Reis von Veronica und Büchsensauce von Kuba. Es schmeckt sehr lecker und ich habe Hunger.

Ich möchte meine neuen Bekanntschaften hier kurz Vorstellen:

Ariel, Cezar und Kuba sind Studenten aus Polen, knapp über zwanzig Jahre alt und haben eine Weltreise vor sich. Sie wollen mit ihrem Bus alle Kontinente dieser Erde bereisen, dies in 450 Tagen und zu fünft. Noch sind sie zu dritt und darum haben, Tom Jelly aus Lewes, ebenfalls ein Student aus England und ich, in ihrem Volkswagenbus freien Platz. Einen weiteren Reisebus dieser Marke, fahren Veronica und Andy aus Erding in Bayern – sie wollen nach Südafrika in den Süden und dann mal Weitersehen. Lust but not least – Vervollständigt wird die Gruppe von dem ebenfalls aus England stammenden James Watson, dem „Postmann“ mit seinem BMW Motorrad. Eine liebenswürdige Gruppe in der ich mich schon gestern wohl gefühlt habe, die ein gemeinsames Ziel zusammenschweißt; die Äthiopische Grenze.

In dieser Nacht gehe ich früh zum Schlafen in das Zelt. Ich lausche den Geräuschen von Eseln, Ziegen, Mücken und Wind, spüre die kleinen Steine unter meinem Körper und kann lange nicht einschlafen. Irgendwann klappt es, Ariel liegt mittlerweile neben mir und ich wälze mich in verschiedene Positionen, um gegen vier Uhr endgültig zu kapitulieren. Ich verlasse das Zelt, schaue den Sternenhimmel an, sitze bequem in einem Anglerstuhl und schlafe tatsächlich wieder ein. Ich habe vergessen zu beten.

HIER ist die Blogadresse von der polnischen Weltreisemission: travelnity.com/wayaway