Fast drei Monate sind vergangen seit ich mein Pilgerziel erreicht habe und ich blicke zurück.

Vor drei Monaten betete ich in Oldupai, zu meinem Gott und meinen Göttern. Hilfreiche Menschen brachten mich damals an mein Ziel und ein freundlicher Mensch wachte beim Finale über mich und meine Gebete. Es war, für mich, vollbracht.
Ich hatte dafür knapp 8 Wochen gebraucht.

Pilger Stephan

Stephan Sulzberger als Pilger

8 Wochen, um von Hinterzarten nach Oldupai in Tansania zu kommen. Ich bin durch Deutschland, die Schweiz und Italien gereist, bin auf einer Fähre nach Alexandria gefahren und setzte dort meinen Fuß auf den afrikanischen Kontinent. Ich habe den heiligen Berg des Moses im Sinai bestiegen, gebetet und ich steckte dort wiederum einen kleinen Stein in mein Gepäck, um ihn ein paar Tausend Kilometer weiter, an meinem eigentlichen Wallfahrtsort niederzulegen. Darüber goss ich Wasser einer heiligen Quelle des Belchen aus meiner Heimat und dann betete ich.

War es das jetzt? Wie geht mein Menschenweg weiter? Habe ich irgendetwas bewirkt? In der Welt da draussen oder in der Welt in mir?

Ich hatte meine eigene Pilgerreise erfolgreich vollzogen und ich hatte dabei das Gefühl; Gott lenkt mich auf meinen Wegen und die Wege lenkt er auch. Er stellte mir Weggefährten an die Seite und er ließ mich in die Seelen manch eines Menschen blicken. Ich begegnete jenen, denen ich auch begegnen sollte und ich sah ein Afrika, das im Umbruch ist.

Helfer aus Somalia

Flüchtlinge aus Somalia

Nordafrika macht in diesen ersten Wochen des neuen Jahres den Anfang. Die Menschen erheben sich und fordern ein neues Leben. Tunesien und Ägypten haben Tatsachen geschaffen (Gratulation). Andere Länder des arabischen Breitengrades sind gerade dabei, welche zu schaffen. Die Verbindung von Nord nach Süd führte mich durch den Sudan und auch dort haben die Menschen sich für ein neues Leben entschieden. Der Südsudan wird sich vom Norden trennen. Meine weitere Reise durch Äthiopien, Kenia und in Tansania lässt mich ebenfalls vermuten, dass auch hier die Mehrheit auf große Veränderungen hofft und sie bald erzwingen will. Es wird geschehen. Es geschieht bereits. Jetzt.

Ich habe in Oldupai von solchen Veränderungen geträumt, aber keinen Glauben daran verschwendet, dass ich noch Zeuge dieses afrikanischen und weltweiten Umbruchs werde. Vielleicht meine Kinder, ganz sicher die Generation danach. Andererseits – vielleicht wollte ich mir das einfach nicht vorstellen.

Mein Menschenweg geht weiter, doch wie?
Ich habe auf meiner Pilgerreise viele hilfsbereite Menschen kennen gelernt und ich habe auf meiner Reise auch zwei Entscheidungen getroffen, wo ich selbst helfen möchte.

Die erste Hilfsanstrengung möchte ich für einen bestimmten Menschen machen, den ich in Nairobi gesehen habe. Fast täglich ging ich an einem Bettler vorbei, einem Folter und Verstümmelungsopfer, der an einer Mauer lag und mich tief beeindruckte. Ich gab ihm meist etwas Geld und machte mir meine Gedanken, wie ich diesem Mann ein neues Leben geben könnte. Er heißt Michael, kommt ursprünglich aus Tansania und hat nach eigenen Angaben zwei Töchter. Ich habe ihn in mein Herz geschlossen, ihn als meinen persönlichen Lazarus betrachtet und beschlossen, ihm zu helfen.

Bettler in Nairobi

Michael alias Lazarus

Doch nun ist er spurlos verschwunden. Menschen die ihn für mich suchen, finden ihn nicht. Ich hadere mit mir, dass ich nicht vor Ort schon die ersten Schritte eingeleitet habe.  „Wo ist Michael?“

Meine zweite Entscheidung zu helfen, betrifft den Sohn des Pastor Robert Malya, Joel der dieses Jahr eingeschult werden soll und viele andere Kinder in Afrika, die es ebenfalls sollten. In vielen Gesprächen habe ich erfahren müssen, dass eine gute schulische Ausbildung in diesen Ländern eine Ausnahme ist und dass nach der Grundschule für die meisten Kinder Arbeitslosigkeit, Hilfsarbeiten und Armut anstehen. Die Eliten verprassen auch hier das Geld und die Masse der Jugend steht bettelnd und stehlend auf der Straße. Dabei sind (wie überall auf der Welt) hier die Menschen eher intelligent als blöd.

Ein Taxifahrer in Nairobi erklärte mir: „Ein intelligenter Junge, der weil er kein Geld hat, nicht auf die Schule gehen kann, wird dadurch nicht blöde. Er wird nur seine Intelligenz dort einsetzen, wo sie ihm im Leben auf der Straße hilft. Er wird ein Meister im Stehlen, Betteln und Betrügen.“ „Dies sei“, so meinte er abschließend „die größte Schande seines Landes“.

Kinder Kenias

Kinder in Kenia

Ich möchte einigen Kindern helfen. Ich möchte Spenden sammeln und selber spenden, damit so viele Kinder wie nur möglich, in „unserer“ neuen Welt sinnvoll agieren können.

Überhaupt möchte ich einige liebe Menschen in Afrika und auch woanders grüßen. Es ist schön, dass Ihr mich auf meinem Menschenweg begleitet. Helft mir auch weiterhin auf meinem Wege, der doch schon lange der „unsere“ ist. Und auch Du Gott: Danke, für so Vieles und Hilf, bei so Vielem