Heute war ein guter Tag. War heute ein guter Tag?

Zumindest war er emsig.

Nach dem Frühstück stelle ich zu meinem Unmut fest, dass es meine Kreditkartenfirma immer noch nicht geschafft hat, trotz der sieben Mails, die ich seit sechs Tagen an sie gesendet habe, meine Telefonnummer zu ändern und mir meine PIN zu senden.
Ich muss wieder Bargeld aus meinem Gürtel wechseln.

Der Kundendienst von Viabuy hat diese Bezeichnung in meinem Falle definitiv nicht verdient.

Mit dieser Hypothek starte ich in meinen Tag und ich gebe es zu, meine Laune war heute Morgen am Boden.

Was habe ich nicht noch alles zu erledigen?

Ich muss den Showteil zu meinem YouTube-Film aus Agadir endlich abdrehen.

Hierzu fahre ich mit einem Taxi zum Robinson Club, welcher am Ende der Stadt direkt am Meer liegt. Mir schwebt eine tolle Location für meinen Filmrahmen vor und ich hätte gerne mit Animateuren gedreht, eventuell mit einer Live Band, Publikum und einer Karaokesoftware.

Da ich von Essaouria nach Agadir lediglich eine Busfahrt von drei Stunden benötigt habe, ist dieses Thema für den Abspann meines zweiten Filmchens unbrauchbar. Ich würde stattdessen eine tolle Schwarzweiskollage über das Hotel machen, so stelle ich es mir vor. Bessere Werbung geht nicht.

Der Sicherheitsdienst lässt mich nicht in die Clubanlage. Erst als ich meine Drohung ausspreche, dass, wenn ich nun gehe, ich nicht wiederkomme, beginnt das große Umdenken und ich darf mit einer Managerin vom Marketing telefonieren. Sie erklärt mir, dass normalerweise zuerst eine schriftliche Anfrage an das Hotel gestellt wird und man dann sich irgendwann, nach weiterem Schriftverkehr, auf einen Termin einigt. Meine Antwort: „Ja klar, das ist normalerweise.“ Sie gibt mir einen Termin für den folgenden Tag.

Mit diesem Teilsieg in der Tasche, schlendere ich gemütlich zurück und am, ebenfalls luxuriös aussehenden Sofitel vorbei. Dort komme ich durch den bewachten Eingang, vorbei an der Rezeption, bis hin zur zweiten Auswahl, für die wichtigeren Dinge. Das Hotel ist beeindruckend und eine solche Ansammlung von schönen und perfekt freundlichen Menschen habe ich nun wirklich noch nicht erlebt. Ich zeige meinen Film aus Essaouria, erkläre meinen Wunsch und sehe mit Freude, wie das Mädchen vor mir große Augen bekommt und anschließend in einem Büro hinter sich verschwindet. Leider jedoch, so sagt sie anschließend, sei der zuständige Marketingmanager erst morgen wieder anwesend und gibt mir seine Mailadresse, damit ich einen Termin ausmachen könne. Dies ist nun tatsächlich eine Abfuhr.

Ich bin an einem Ende des Strandes und sehe in etwa 7 Kilometer Entfernung das andere Ende der Playa und dahinter den Berg, auf den ich ja auch noch einmal rauf will.

Die Sonne brennt und ein warmer Wind bläst mir ins Gesicht. Ich habe alle Zeit der Welt, also laufe ich los. Manchmal unterbreche ich meinen Marsch, um zu filmen oder um mich filmen zu lassen. Auf der Hälfte der Strecke setze ich mich in ein Café und gönne mir einen Espresso und eine eiskalte Cola. Dann ziehe ich weiter. Es ist ein gemütlicher, aber schweißtreibender Nachmittag und der Berg zwingt mich dann in die Knie.
Auf halber Anhöhe erreiche ich die Stelle, wo ich noch einmal drehen wollte, was ich dann auch tue. Danach marschiere ich zurück zu meinem Hotel. Weitere Kilometer in derselben unbarmherzigen Sonne.

Dort angekommen, dusche ich und schmeiße mich nackend auf mein Bett. Es bleibt mir nur knapp eine Stunde, um mich zu erholen, denn ich habe mich auf 17:00 Uhr Ortszeit mit Horst verabredet. Als er kommt , frage ich Horst, ob er Lust hat, für den Showteil den Kameramann zu mimen und wann er denn Zeit hätte. Er meint, sogleich.
Ich überlege nicht lange, bespreche mit ihm meine gewünschten Einstellungen und dann drehen wir.
Was soll ich sagen? Danke Horst.

Meine Sichtung des Materials, anschließend als ich wieder allein bin, lässt mich zwar nicht in Euphorie verfallen, aber es ist verwendbar und mit viel Glück wird sogar ein tolles Filmchen daraus.
Hoffe ich.

Nun sitze ich in meinem Hotel an diesem Blogbeitrag und das Bier, welches vor mir steht, ist mittlerweile auf Zimmertemperatur angestiegen. Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt ein Bier solange habe warten lassen. Witzigerweise habe ich heute erst gesehen, dass im Sindbad Alkohol ausgeschenkt wird. Sie fangen abends damit an. Um diese Zeit bin ich meist in meinem Zimmer, was diesen Umstand erklärt.

Den Umstand, dass ich das erst so spät bemerke oder den Umstand, dass sie um diese Zeit erst ihr Bier rausholen?

Mein Film ist abgedreht und Patrick, ein Freund will mir morgen Geld per Western Union schicken, was mich auch sonst von dieser Stadt erlöst. Es sieht so aus, als wären die Tage in Agadir gezählt.
Hoffentlich.

Es ist 23:15 Uhr Ortszeit, ein langer Tag ist nun gleich zu Ende.

Heute war ein guter Tag. War heute ein guter Tag?

Wir sind live dabei. Bis bald.