Meine zwei letzten Tage in Ziniguichor verbringe ich hauptsächlich bei Phillipe und Irene, da sie über ein gutes Wifi verfügen und weil ich die Atmosphäre und die Menschen mag, welche gelegentlich auf Bier und Gespräche in ihrem Restaurant vorbeikommen.

Ich sichte das Filmmaterial meiner Reise, schneide einen ersten Kurzfilm, schreibe an meinem Blog über den Gottesdienst am Sonntagmorgen, setze den Spendenaufruf für Madeleine online, kommuniziere via Facebook und WhatsApp mit meiner Heimat und durchsuche meinen Spamordner, den ich seit Wochen vernachlässigt habe, nach Antworten auf meine Werbemails.

In Dakar hatte ich fünfzehn, mir bekannte Menschen und Firmen angeschrieben, mit dem Wunsch, sie als meine Unterstützer zu gewinnen. Nun, da ich, einen gut frequentierten Blog, sowie zwei tolle Filme auf YouTube vorzuweisen habe, kann ich den Wert meines Banners und meiner Online-Werbung gut vermitteln. So mein Kalkül.

Die gute Nachricht ist, ich habe noch keine Absage bekommen. Die weniger gute, ich habe noch gar keine Antwort bekommen. Es war ein sonniges Wochenende in Deutschland dazwischen und wahrscheinlich haben auch andere Menschen einen vollen Spamordner. Denn dass ich gar keine Reaktion wert bin, dass traue ich weder meinen Bekannten noch dem deutschen Unternehmertum zu.

Mein Film gefällt mir. Ich habe den Fischmarkt von Ziniguichor drauf, auf dem Bona und ich die Fische für Irenes Geburtstag erstanden haben, eine kleine Szene mit Pauline, dem singenden Waran und auch meine Reise aus Marokko, durch die Westsahara, Mauretanien, den Senegal bis hierher, konnte ich einigermaßen unterhaltsam aus meinem Material zusammenschneiden.

Ich blicke mich um und bemerke, dass Phillipe und Bonaventura gelangweilt an einem Nebentisch sitzen. Es ist nach 23 Uhr, schon lange keine anderen Gäste mehr da und ich der einzige Grund, warum sie noch nicht in ihren Betten liegen. Das angetrunkene Bier vor mir, ebenso vernachlässigt wie meine zwei Gastgeber, ist warm geworden und es schwimmt eine tote Fliege drin.
Ich trinke es trotzdem, ehe ich mich herzlich von meinen Bekannten verabschiede und mich bei Ihnen für unvergessliche Tage in Ziniguichor bedanke.

Der Morgen meiner Abreise beginnt früh.

Ich dusche, hole mir zwei kleine Kaffeebecher an der Straße und schneide meinen Film, auf dem Bett und unter dem Moskitonetz der Caritas fertig. Das Moskitonetz hat gute Dienste geleistet, aber die Tage und Abende bei Phillipe und Irene gaben anderen Stechmücken die Möglichkeit, sich an mir zu laben. Sie taten dies im Überfluss.

Fulgence hat seit zwei Tagen Schmerzen im rechten Ohr und kommt gegen elf Uhr vom Arzt. Er signalisiert mir, dass die Reise nach Tambacounda losgehen könne. Er trifft sich dort zu einer Versammlung mit anderen Leiter der Caritas im Senegal und nimmt mich auf dieser Strecke mit. Ich lerne unseren Fahrer Lassim kennen, er verstaut mein Gepäck im Kofferraum des Toyotas, dann fahren wir los.

Es sind angenehme fünfhundert Kilometer, die wir in den Nordwesten des Senegals zurücklegen.

Der Toyota ist relativ neu, geräumig und ich habe eine komplette Rückbank auf diesem fahrenden Sofa zu meiner Verfügung. Noch während wir durch die Straßen Ziniguichors fahren, beten wir ein Vater Unser und erbitten den Reisesegen. Bald zieht draußen das grüne Land an uns vorbei und ich schlafe ein, verpasse eine Stunde des Weges. Wir halten lediglich einmal, da Fulgence für seine Kollegen etwas mitbringen möchte. Es sind zwei große Tüten Erdnüsse, welche wir am Straßenrand erstehen. Nach sechs Stunden sind wir da.

Fulgence telefoniert während der Reise, hin und wieder, mit Menschen von der Caritas, zu der wir fahren und eröffnet mir, dass ich sowohl die Gastfreundschaft seines Kollegen und die Unterstützung für meine Weiterreise erhalte. Ich bin sprachlos.

An unserem Ziel angekommen, ist es dann auch so. Ich erhalte ein Zimmer für mich allein, während Lassim mit anderen Fahrern weitere Räume auf der Etage teilt.

Ich dusche ausgiebig unter dem kalten Wasser der Gemeinschaftsdusche und lege mich auf eines der vier Betten in meinem Zimmer. Bald klopft es an meiner Tür, man lädt mich ein, zum gemeinsamen Abendessen.

Insgesamt sind wir etwa achtzehn Personen, die an diesem Abendessen teilnehmen. Die Leiter der Caritas, ihre Chauffeure und ich. Es gibt Fleisch, Couscous und schmackhaftes Gemüse, welches wir vom Buffet auf unsere Teller legen. Dazu schenkt man mir einen Rotwein ein und ein Glas kühles Wasser ein. Ich bin beindruckt.

Den Gesprächen auf Französisch kann ich nur schwer folgen, aber Abbe Fulgence, der ein sehr gutes Deutsch spricht, übersetzt mir manchmal oder plaudert entspannt mit mir, gib mir das Gefühl willkommen zu sein. Nebenbei läuft ein Fußballspiel im Fernseher an der Wand. Die Schweiz gewinnt 2:0 gegen Irland.

An diesem Abend lerne ich auch Etienne kennen. Er ist mein Tour Operator in der Caritas und wird mir den Bus nach Mali, am folgenden Tag zeigen.

Ein weiteres Glas Rotwein, dann sehe ich die Gelegenheit mich zu Verabschieden und auf meinem Zimmer den Schlaf zu begrüßen.

Gute Nacht in Tambacounda