Ich erreiche Agadir in Marokko und werde von Horst am Busbahnhof abgeholt. Mein neuer Bekannter ist ein Pensionär aus Dortmund, der zeitweise in Agadir wohnt und hier, wie an anderen Orten in Marokko, Gutes tut.

Er fährt mich (den Fremden) zu sich nach Hause, in einer Selbstverständlichkeit wie bei langen Freundschaften, stellt mir dort Helmut und seinen Nachbarn, ebenfalls mit Namen Horst vor und bringt mich nach einem gemeinsamen Abendessen, welches er für uns gekocht hat, in mein Appartement, dass er mir bei Bekannten besorgt hat.

Chapeau Horst. Mehr und besser geht nicht.

Es ist jetzt der 23 September, Ortszeit 16:53 Uhr und ich sitze in dem Appartement nun an diesem Blogbeitrag.

Mein IPad lädt in dieser Zeit (hoffentlich) bei Horst zuhause meinen ersten YouTube Clip hoch (etwa 5 Stunden), was ich um 18:30 Uhr erfahren werde, dann hat er mich wieder zum Abendessen eingeladen. Bis dahin möchte ich schreiben, meine Gedanken verwerten. In meinem Appartement habe ich zwar kein Internet, was mich an der Kommunikation hindert, aber durch diesen Mangel habe ich viel Zeit für Kreatives, für die Schreibarbeit.

Es ruft der Muezzin nebenan und ich genieße die Atmosphäre von 1000 und einer Nacht. Der Singsang des Iman vom Tonband harmoniert prächtig, mit dem Tapsen der Tastatur.

Horst besuchte mit mir gestern ein Krankenhaus, in dem Babys geboren werden, von Müttern in Schande, weil sie einem Mann geglaubt haben, vergewaltigt wurden oder aus einem anderen nichtverheirateten Grund geschwängert sind. Sie lassen ihre Kinder oft allein zurück, damit sie vielleicht wieder eine Chance in der marokkanischen Gesellschaft haben. Verschwinden einfach nach der Entbindung. Oder aber, die Frauen gebären diese Kinder und ziehen sie auf. Für solche Fälle gibt es in Agadir ein Frauenhaus und eine Kindertagesstätte, welche diesen Menschen hilft. Privat und von Spenden abhängig.

Diese Kindertagesstätte, in der seit ihrem Bestehen über 700 Kinder  aufgenommen und begleitet wurden, habe ich heute besucht. Von der Säuglingsstation bis zu den Großen werden hier die Kinder tagsüber betreut, bekommen zu Essen und werden von den Schwestern mit Liebe umsorgt. Es war ein Gänsehautmoment, als ich tausende Kilometer von meinen eigenen Kindern entfernt, die Luftballons aufblies, die ich mitgebracht hatte und mehrfaches Kinderlachen dafür erntete. Den schönsten Sound auf Erden.

Luftballons in Agadir

Ich durfte die Kinder filmen, die Helferinnen manchmal und mir wurde jede Frage beantwortet, die ich über die Hilfsprojekte hatte.

Mir ist schon bewusst, dass ich auf meiner Reise über den afrikanischen Kontinent, sehr vielen hilfsbedürftigen Menschen und unterstützungswürdigen Projekten begegne. Die gibt es mittlerweile auch in Deutschland, der Schweiz und den NiederlandeArmut ist ein internationales Gut.

Auch hier gilt eine Lebensweisheit, nach der es egal ist, wie tief jemand gefallen ist. Wenn diese Person nach unten schaut, wird sie einen Haarschopf sehen.

 

  • OUM EL BANINE bietet alleinstehenden Frauen Sicherheit, medizinische Obhut und Lebensraum in einer Wohngemeinschaft. In Deutschland sind diese angehende Mütter, manchmal auch benachteiligt. Hier aber geht es oft um Leben und Tod, für Mutter und Kind. Diese Frauen haben meist keine, und die Kinder nur selten, eine Zukunft. Gott sei Dank, ändert sich dies langsam, auch mit Hilfe von OUM EL BANINE.

 

  • AHLI kümmert sich um Straßenkinder, gibt ihnen Sicherheit, Struktur im Alltag und medizinische Betreuung. Hier werden die Kinder untergebracht, spielen, lernen und haben die Chance auf eine gebildete Zukunft. Kinder von der Straße, sehen auch in Marokko, nicht mehr viele Haarschopfe unter sich. Und über sich, meist den der Mutter.

 

  • Greenlight for Morocco ist ein technologisches Projekt, was mich selbst sehr interessiert. Hier plant und organisiert die Madame-Ilsa-Foundation aus dem Süddeutschen Bühlertal für Häuser und Anwesen ihrer Hilfsprojekte in Marokko grüne Energien.

 

Morgen könnte ich mit Horst nach Marrakesch fahren und mir ein Musterhaus ansehen, autark und energiesparend, welches in Marokkanischer und Deutscher Zusammenarbeit, auch mit Studenten der Technische Hochschule Lübecks, geplant und gebaut wurde. Eines von mehreren Studien.

Ich habe mich gegen diese Bildungsreise entschieden, die mich drei Tage gebunden und die mich zurück in den Norden geführt hätte. Gerne ein andermal. Ich habe eigentlich schon Mauretanien im Visier.

Aber ich möchte für die Hilfsprojekte werben und werde in den nächsten Tagen eine Seite bei Betterplace einrichten und hier verlinken. Ich freue mich über jeden, der die Projekte von Horst und seinen Mitstreitern unterstützt. Danke.

So nun ist es 18:32 Uhr und ich sitze in einem räudigen Restaurant, wo der Koch zugleich der Kellner ist und beide supersympathisch mit nur einem Zahn lächeln. Horst und Helmut warten sicher schon mit dem Abendessen auf mich und ich sehe gleich, ob mein Film bei YouTube hochgeladen ist.

Bis bald – sicher nochmal aus Agadir.