Am vergangenen Samstag ging es endlich los, mein Menschenweg 2019 nach Oldupai startete nun auch wirklich seine Reise.

Dreizehn Monate des Planens und Vorbereitens lagen hinter mir und ich stieg in Neustadt in den Zug, der mich nach Freiburg brachte, wo ich von Cynthia und Sharon in ihrem BMW aufgenommen wurde und wir gemeinsam, zuerst nach Segur de Calafell und einen Tag später, nach Jerez de la Fontera fuhren.

Ich hatte die zwei supernetten Mädels über das Internet kennengelernt, wo sie diese Mitfahrgelegenheit anboten. Ich checkte im B&B, direkt am Fußballstadion ein, gönnte mir um die Ecke ein paar schmackhafte Tappas und St.Miguel, ehe ich den Nachtschlaf suchte und diesen schnellstens auch fand.

Am nächsten Morgen frühstückte ich ausgiebig und nutzte drei Stunden das hoteleigene WLAN, bevor ich auschecken sollte. Mercedes, die nette Rezeptionistin, brauchte fünfzehn Minuten, um meine Weiterreise nach Tarifa zur Fähre zu planen, die Pläne auszudrucken und mir ein Taxi an den Bahnhof zu rufen. Ich war wieder unterwegs.

In Cadiz angekommen, musste ich von Zug auf Bus umsteigen und ich lernte Hannah kennen. Man hatte sie neben mich gesetzt und in ihrer Hand funkelte eine blaue Flasche, die ich anfänglich und irrtümlich für eine Vodkaflasche hielt. Es war Wasser. Hannah ist Psychologin, hatte gerade den Jakobsweg gewandert und wir erlebten eine sehr kurzweilige Busfahrt nach Tarifa, mit Gesprächen über Bücher, Menschen und anderem. Am Ziel trennte uns das Schicksal und ich bestieg ein Taxi, dass mich in den Fährhafen brachte. Vierzig Minuten später stand ich an Bord und fuhr auf der Meerenge, mit Ziel Tanger in Marokko.

Die Fahrt auf der Fähre dauert eine Stunde und auch hier fühlte ich Kurzweil, genoss den Blick auf das Meer und zurück nach Europa. Man kann von jedem Kontinent aus, den anderen sehen. Ich blickte mich um, ob ich irgendwo Schlauchboote mit Flüchtlingen sah, es waren keine zu sehen.

Meine Landung auf dem afrikanischen Kontinent war unspektakulär. Ich sprang als einer der ersten an Land, passierte ohne Stopp die Passkontrolle, wechselte zweihundert Euro in marokkanische Dirham (1 Euro = 10, 3 Dirham) und schnappte mir ein Taxi an den Bahnhof, nachdem ich laut werden musste, weil ein anderer Taxifahrer seine Lebensaufgabe darin sah, mich nach Casablanca zu fahren. Ich kaufte mir am Bahnhof ein Ticket für diese Strecke und war eine halbe Stunde später, in einem modernen Schnellzug nach Casablanca unterwegs.

Wieder war es dunkel, als ich an meinem Etappenziel ankam und in einem Hotel eincheckte. Ich fand ein „räudiges Zimmer“ mit schlechtem WLAN direkt am Bahnhof. Da ich müde war, kam mir das langsame Internet sogar zupass. Ich holte mir vor dem Hotel noch eine Flasche Wasser, bummelte etwas um den Bahnhof und um mein Hotel herum, dann zog es mich zurück in mein Hotelzimmer und dort ins Bett.

Titisee-Neustadt nach Casablanca, sind laut Google-Maps: 2.621 Kilometer

Ich hatte, über Land– und Seeweg, drei Tage gebraucht.

Habe ich was vergessen? Land und Leute?

Auf meiner Fahrt über die Autobahnen Frankreichs und Spaniens fielen mir die kilometerweiten Monokulturen der hiesigen Landwirtschaft auf. Gerade auch in Südspanien fährt man hunderte von Kilometer an Olivenbaumarmeen vorbei, die in Reih und Glied angepflanzt wurden und die mir kein Gefühl von Natur mehr vermitteln.

Dieses Phänomen gibt es auch bei uns im Schwarzwald mit den Fichtenwäldern und im Breisgau unten, bei Obstplantagen oder den schwarzbespannten Spargelfelder. Dass Insekten sich da nicht mehr wohl fühlen, kann ich bestens verstehen … ich kann selbst nichts damit anfangen.

Auch auf meiner ersten Strecke über Marokkos Landschaften, sehe ich, dass Monokulturen hier gepflegt werden, es ist halt das Erfolgsrezept effektiver Landwirtschaft. Nur hier ist mehr Wüste und das farbenprächtigste an den Schienen, ist wieder der Plastik– und anderer Müll.

Soviel zu Land … was ist mit Leute?

Meine Begegnungen waren bisher sehr positiv und ich fühle mich meist unter den Menschen wohl, sei es in den Bussen, Zügen oder auf der Fähre. Ich bin vorsichtig, ohne übertrieben misstrauisch zu sein (so hoffe ich) und habe bisher auch noch keine spannende Situation erlebt.

Gott sei Dank, hierfür.

Meine Reise führt mich weiter nach Essaouria, wo ich Didier treffen werde, einen Deutschen aus Aldingen, der seit zwanzig Jahren in Marokko lebt und den ich ebenfalls über das Internet kennenlernte, wo er einen Blog unterhält.

Ich freue mich darauf … bis bald.