Das Panafricaine in Dakar ist ein sauberes, schönes, kleines Hotel und wird von netten hilfsbereiten Menschen geführt. In diesem Hotel verbringe ich zwei Tage und zwei Nächte, um meine Weiterreise zu planen und um meine Finanzen zu regeln.

Mein Problem ist immer noch, dass ich keinen Zugriff auf das Geld meiner Kreditkarte habe und meine Situation ähnelt einem Vabanquespiel. In meiner Tasche befinden sich noch umgerechnet 20 Euro in Landeswährung. Zuwenig für eine Weiterreise nach Irgendwo.

Auch auf meinem Volksbankkonto in der Heimat, ist eigentlich nur jenes Guthaben, welches für die anstehenden Abbuchungen vorgesehen ist. Das Hauptbudget meines Abenteuers, schlummert unerreichbar und unantastbar auf meiner Kreditkarte. Um an dieses zu kommen, müsste der Kundendienst der Firma lediglich meine angegebene Telefonnummer in die aktuelle ändern, doch dass scheint seit über drei Wochen eine unlösbare Arbeit zu sein.

Ein Abbruch meiner Mission ist keine Option, also was tun?

Um mich abzulenken, schreibe ich die fehlenden Blogbeiträge über meine Bussfahrten in Mauretanien und über den Trip von Rosso nach Dakar. Da ich den Hunger nun auch langsam spüre, gehe ich aus dem Hotel und gönne mir an einem Straßenstand ein schmackhaftes Sandwich. Der Verkäufer zeigt mir verschiedene Töpfe, sämtlicher Saucen und Pulver, die er hat und ich nicke jedesmal mit dem Kopf, damit auch diese Zutaten auf meinem Baguette einen Platz finden. Es schmeckt unglaublich gut.

Ich gebe dem sympathischen Mann ein Trinkgeld, woraufhin er mich zu einem würzig süßen Tee einlädt.

Zurück im Hotel, fahre ich meine Hardware wieder hoch, schreibe Mails, recherchiere über Kontakte bei der europäischen Bankenaufsicht, aktualisiere meine Facebookseite und plane meine Abreise via Fähre nach Ziniguichor, ebenfalls im Senegal. Audrey aus Hinterzarten, die bei der Erzdiözese in Freiburg für die frankoafrikanischen Länder zuständig ist, hat mir dort einen Kontakt besorgt. Es ist der Bischof Abbe Fulgence.

Aus Deutschland lasse ich mir etwas Geld per Western Union schicken, damit meine Weiterreise gesichert ist und dann, so mein Plan, werde ich beim Bischof Asyl beantragen, bis meine Finanzen geregelt sind und auch endlich wieder ein neuer Film von Papa unterwegs online auf YouTube anzusehen ist. Mein Filmmaterial hat um einiges zugenommen und eigentlich müsste ich mehrere Folgen daraus schneiden. Doch an diesen zwei Tagen, ist das ein Problem der ungewissen Zukunft.

Es sind zwei lange Bürotage in dem Hotel und sinnigerweise, regnet es heftig an beiden Tagen, sodass ich über diese Zwangspause in meinem feudalen Zimmer nicht ärgerlich bin.

Der Morgen meiner Abreise beginnt mit einer entscheidenden Überraschung. Noch bevor ich eine geplante Bettelmail absenden kann, erreicht mich die Information meiner Kreditkartenfirma, dass man meine Telefonnummer geändert hat und ich nun auf mein Geld zugreifen kann.

Den Schrei, der mir daraufhin entfährt, kann man in ganz Dakar hören. Es ist kein Triumphieren, es ist das warnende Brüllen eines wütenden Löwen. Verdammt nochmal, es geht weiter.

Wie zum Beweis, dass man mich verstanden hat, durchbricht die Sonne die Wolkendecke, übernimmt die Hoheit am Himmel, bis keine der Wolken mehr zu sehen ist. Mein Menschenweg geht weiter.

Gut gelaunt scherze ich anschließend mit dem Hotelpersonal, lasse mir einen Salat, ein Baguette und einen Kaffee aus der Küche kommen und nehme die Information, dass ich wohl kein Ticket mehr für die heutige Fähre bekomme, gelassen hin. Dann halt noch ein Tag, in diesem kleinen Eden.

Ousmane, ein freundlicher Schwarzer, den ich im Hotel kennen lerne, fährt mich gegen Mittag an den Hafen, damit ich zumindest einen Platz für den folgenden Tag erhalte, doch es kommt anders. Ich erhalte noch ein Ticket für die Fähre, die am selben Abend ablegt. Glücklich lade ich meinen Fahrer und Helfer auf ein kleines Essen ein, dann fährt er mich zurück ins Hotel, wo ich auschecke und mir ein Taxi zum Fährhafen schnappe.

Zwei Stunden später stehe ich an der Reling der Osama und betrachte zufrieden, wie das Schiff den Hafen auf den Atlantik verlässt. Ich bleibe noch etwas stehen, sehe die Lichter Dakars in der Dunkelheit verschwinden, dann gehe ich in die Vier-Personen-Kabine, welche ich lediglich mit Sophie, einer netten Senegalesin, teile, genieße den Wellengang unter mir und schlafe irgendwann ein.

Bis bald.