Erster Pilgertag am 29.09.2010:

Oje, Aua …das kann nicht möglich sein. Gefühlte 100 Kilo auf dem Rücken, doch Melanie meint, es seien etwa 16 Kilo in meinem Rucksack. Sie hätte in Schottland 18 Kilo getragen. Dankeschön…das geht nicht, das ist zu schwer. Aber ich breche auf, mein Menschenweg, meine Pilgerreise beginnt nun wirklich. Nach Monaten der Planung und Nichtplanung geht es endlich los. Gegen 12 Uhr laufe ich los. Ein kurzer Abschied bei der Familie und dann aufwärts mit diesem Monstergepäck zum Feldberg.

Abschied am Imbery

Abschied von zuhause

Soll ich mich noch beim Vinzenz Zahn verabschieden und bei der Pferdegöttin? Ach, da war ich gestern und habe Marius begrüßt und mich auch schon verabschiedet. Also los zum Emil-Thoma-Weg und den Berg rauf. Es geht besser als zuerst vermutet. Das Gepäck ist schwer, doch ich gewöhne mich daran. Hauruck die Wald Fee…es ist halt ein Pilgern bergauf. Ich lasse es gemütlich angehen und mache mehrere Pausen. Ich habe Essen dabei, Wasser und Schmauch. Es geht mir gut. Am Feldsee treffe ich zufällig Frau Kern aus Hinterzarten. Ich freue mich, sie ist wie eine Engelserscheinung. Sie wünscht mir Glück für meine Reise. Eine Runde um den Feldsee, dann wieder den Berg rauf zum Feldberger Hof. Das ist nicht mehr lustig, es ist für einen Freizeit-Rucksackträger mörderisch. Aber ich komme oben an und habe keine Zeit zu rasten. Der Bus nach Todtnau fährt gleich ab, ich steige ein und zahle 2,20 Euro. Um 16:45 etwa, bin ich in Todtnau an der Kirche. Ich entspanne, esse ein Eis, lese eine Sportzeitung die in einem Mülleimer liegt und warte auf Benjamin. Bei ihm, in seiner WG habe ich meine erste Nacht als Pilger.

Ein Spruch den ich an einem Wanderrastplatz las:

Der Schwarze Wald ist kalt, aber bald, erhört eine Hütte meine Bitte.

Im Bella Italia

Bella Italia in Todtnau

Das Treffen ist irritierend. Wir haben uns im „Bella Italia“ verabredet, aber es gibt in Todnau zwei davon. Eine Pizzeria und eine Eisdiele tragen den Namen, beide an der Kirche. Ich esse mein Eis und lese ein Interview mit Otmar Hitzfeld im Kicker auf einer Parkbank. Benjamin geht an mir vorbei in die Eisdiele, also dort treffen wir uns. Ich folge etwas später und sehe Benjamin mit Hajo an einem Tisch sitzen. Hajo ist eine neue Bekanntschaft, er ist sympathisch, lacht viel und hat morgen eine Meisterprüfung als Schornsteinfeger. Wir lachen gemeinsam. Hajo hört von meiner Pilgerreise und seinem ersten Impuls folgend, sagt er: Ich komm mit. Mir stockt der Atem, dann beginnt aber auch er mit dem Überlegen. Also doch erst die Meisterprüfung. Ich schätze diesen Menschen auf den ersten Blick. Wir trinken unsere Getränke leer und ich bezahle. Wir verabschieden uns von Hajo, dann bringt mich Benjamin in seine WG. Wir sind allein und ich kann mich duschen und umziehen. Wir trinken Tee und reden. Reden über Jesus, Gott und natürlich die Welt. Giorgio kommt und begrüßt mich, dann geht er wieder zu einer Verabredung. Später gesellt sich Michael zu uns, der zweite Mitbewohner dieser Männer-WG. Ben Jamin` singt für uns einige seiner Songs, dann reden wir wieder. Jesus, Gott und Jesus als Gott. Ich freue mich über dieses Gespräch, denn meist sucht man Gespräche mit anderen Menschen über Gott vergebens. Entweder sind es Monologe darüber oder es geht schnell zu anderen Themen wie Fußball, Frauen und Politik. Small Talk eben. Giorgio kommt zurück und nimmt an unserem Gespräch teil. Alle drei Bewohner dieser WG sind gottesgläubige Menschen, sie sind angenehm und höchst liebenswürdig. Ich fühle mich wohl und genieße diesen außergewöhnlichen Moment. Gegen 22:30 Uhr gehen wir ins Bett. Benjamin will noch mit mir beten und eine erste Barriere baut sich auf, denn ich bin nicht soweit, dass ich Jesus als Gott sehe. Er ist mein (menschlicher) Prophet. Der Augenblick vergeht und ich gehe in das Gästebett neben „den Angeln“ und schlafe augenblicklich ein. Ein schöner erster Abend unter christlichen Brüdern. Was Gott aus diesen Männern gemacht hat, es ist schön zu erleben. Benjamin, Giorgio, Michael und Hajo – God bless you. Ich schlafe traumlos, erhole mich.